Lyrik


Täler

Das Leben formt Dir Täler
in das von Dir
was nachgibt
und nicht wie flüssig
seine Oberfläche schließt.

Und doch
aus all dem Möglichen bist Du der Wähler
für das aus Dir
was nachschiebt
und sich schlüssig
in die Wirklichkeit ergießt.

So wähle und lebe
was sich warm und gut anfühlt
nimm den Gedanken und erhebe
jenes was sich in den Tälern
zu unerfülltem Sein und stummen Schmerz abkühlt.
(2016)

Wahrheit

Ich suche Euch,
die Ihr versteht,
dass es keine eine Wahrheit gibt,
dass alles eins ist,
das Künstliche und das Natürliche.

Wir sind nicht getrennt von Wahrheit,
auch können wir sie nicht finden - 
wir erschaffen sie.
(2021)

Der Baum

Denn würde der Baum nicht nach dem Lichte streben
- Er hätte keine Blätter
Und würde er nicht viele davon brauchen wollen
- Er hätte keine Äste
Und würde er nicht wachsen wollen und dem Winde trotzen
- Er hätte keinen starken Stamm
Und würde er den Grund nicht suchen und den Halt
- Er hätte keine Wurzeln
- Er hätte nur sich selbst
ganz unvereint und ohne Grenze
(Dezember 2004)

Namenlos

Als wir den Dingen Namen gaben
nahmen wir sie aus dem Sinn
den sie sich selbst gefunden haben
und überführten sie zum menschlichen Verständnis hin

Als wir den Baum entwurzelt haben - ihn aus seinen Grund gehoben
um ihn als Einheit anzusehen
haben wir zuvor schon unseren eigenen Geist entwoben
aus den Verbindlichkeiten, die dem Ich entgegen stehen

Als wir den Blick ins Innere der Materie lenkten
erforschten wir, wie etwas funktioniert
und Möglichkeiten, die sich uns erschenkten
haben zum gestimmten Wirken hingeführt

Doch in uns schlummert weiter namenloses Sein
eines jeden Tages Anfang - ohne Wort
und umfasst in sich sein Ganzes ein
und führt sich im Erkennen fort

Wenn wir von dort nicht Wahres nehmen
weil wir uns so entschieden haben
so bleibt doch Wahrheit in dem Sehnen
nach dem was war, bevor wir uns die Namen gaben
(November 2013)

Der Abgrund

So begib dich nun ins Reich der Worte
und bau aus Lettern dir ein Haus
das fest begründet
jedem Wandel widerstrebt

Umfasse deinen Schatz und horte
was kostbar ist und schließe aus
was nicht in deine Deutung mündet
und tiefstes nicht zum Licht erhebt

Doch zwischen den Worten entschwebt dein Geist
den Mauern deiner Ideale
und es beginnt ein unbenanntes Streben
und ein um sich selbst begründet Sein

Was Abgrund scheint, zur Tiefe reist
das Ich so viele Male
das erst gibt dem Laut ein Leben
und der Bedeutung Widerschein

So gehst du hin und findest Worte
die das betreffen was dich treibt
und doch, es sind die Zwischenorte
und der Abgrund, der darin verbleibt
(2015)